Innovation, Preispositionierung, Chancen: Rückblick auf die Trends des Uhrenmarktes, die anlässlich der Geneva Watch Days enthüllt wurden

Die Geneva Watch Days, eine markante Veranstaltung der Uhrenbranche, verzeichneten mit rund 70 Ausstellern einen Teilnehmerrekord. Die ursprünglich informelle und gesellige Veranstaltung ist zu einer unumgänglichen Plattform geworden, die eine sorgfältige Organisation erfordert. Die geringeren Kosten ziehen insbesondere die aufstrebenden Marken an, doch die Entwicklung hin zu einem grösseren Format wirft Fragen über die Zukunft der einzigartigen Atmosphäre des Events auf.

Alexander Friedman, AF Luxury Consulting

Die aufstrebenden Marken

Eine ganze Welle neuer Marken tritt in Erscheinung, die sich durch ihren disruptiven Ansatz oder ihre Hinwendung zum Neo-Vintage-Stil auszeichnen. Diese Marken teilen oft zwei Merkmale:

  • Aggressive Preise – Sie positionieren sich im Preissegment zwischen 500 und 2500 CHF und setzen auf erschwingliche Uhrwerke (Myota, Seagull, Sellita) sowie schlichtes Design.
  • Stilistische Gleichförmigkeit – Diese Produkte haben eine schwache Kreativität, denn sie greifen auf Modelle zurück, die von den 1940er bis 1960er Jahren inspiriert sind, wodurch sie auf dem Markt ein gleichförmiges Bild abgeben.

Wahrgenommener Wert und Marketingstrategie

Auch wenn die eigentliche Qualität der Produkte oft begrenzt ist (Uhrwerke ohne aufwendige Veredelung und mit durchschnittlicher Präzision), investieren diese Marken in das Storytelling. So können Sie junge, unerfahrene Käufer wie auch Sammler ansprechen, die ein ästhetisches Stück zu einem günstigen Preis suchen. Diese Produkte sind eher als «erschwingliche Erlebnisse» denn als prestigeträchtige Sammlerstücke zu verstehen.

Herausforderungen und Chancen

Die Neo-Vintage und disruptiven Marken spielen eine interessante Rolle.

  • Auswirkungen auf die Branche: Sie machen die mechanische Uhrmacherei bei einem neuen Publikum populär, obwohl ihr wirtschaftliches Gewicht noch  gering ist.
  • Potentielle Grenzen: Das Fehlen grösserer Innovationen und die Abhängigkeit von Reproduktionen könnten ihr Wachstum langfristig bremsen.
  • Beitrag zur Diversifizierung: Sie bereichern den Markt, indem sie Nischen erschliessen und vergessene Marken wiederbeleben.

Innovation und Nachhaltigkeit

Innerhalb der neuen Marken gibt es starke Unterschiede beim Innovationsgrad.

  • Futuristische Start-ups: Sie setzen beispielsweise auf gewagte technische Designs, die aus der Nutzung einfacher technischer Ressourcen entstehen
  • Ökologisches Engagement: zum Beispiel nachhaltige und avantgardistische Uhrmacherei
  • Ausgewogener Ansatz: Nach disruptiven Anfängen schlagen manche Marken einen traditionelleren Weg ein und arbeiten mit lokalen Ateliers

 Fazit: Chancen und Ungewissheiten

Die aufstrebenden Marken stellen ein faszinierendes Phänomen in der Uhrenindustrie dar. Sie bringen zwar frischen Wind in die Branche und machen mechanische Uhren einem breiteren Publikum zugänglich, aber ihr künftiger Erfolg hängt von ihrer Fähigkeit ab, innovativ zu sein und sich von den etablierten Akteuren abzuheben. Ihre derzeitige Rolle ist zwar marginal, trägt aber zur globalen Dynamik der Uhrenindustrie bei. Der vorangegangene Überblick beleuchtet die Spannungen zwischen Tradition und Innovation wie auch die Perspektiven dieses florierenden Segments.

Zusammenfassung aus dem AF. Watch Report, herausgegeben von AF. Luxury Consulting

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